Der Mittellandkanal
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In Wolfsburg fährt ein Schiff in Richtung Osten, dank Unterwasserspundwänden wirkt der Kanal nicht so breit wie er hier eigentlich ist.
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Der Mittellandkanal ist die einzige Ost-West-Wassertraße Norddeutschlands. Mit 321 km
Länge ist er gleichzeitig der längste Kanal Deutschlands. Der Mittellandkanal zweigt bei Bergeshövede vom
Dortmund-Ems-Kanal ab und endet am Wasserstraßenkreuz Magdeburg bei Hohenwarthe. Am Wasserstraßenkreuz Minden wird
die Weser überquert, außerdem besteht dort die Möglichkeit, vom Fluss in den Kanal oder umgekehrt
zu wechseln.
Als zentrale Ost-West-Verbindung kommt der künstlichen Wasserstraße eine enorme
wirtschaftliche Bedeutung
zu. Einerseits verbindet der Mittellandkanal das Ruhrgebiet direkt mit dem Osten, wie z.B. Berlin oder auch Polen. Anderseits
verläuft er an wichtigen Industriegebieten in Ibbenbüren, Minden, Hannover, Braunschweig
und Magdeburg. Mittels vieler Sichtkanäle werden darüber hinaus weitere Industriegebiete erschlossen,
Osnabrück, Salzgitter und Hildesheim sind hier wichtige Vertreter.
Durch eine geschickte Planung kommt der Kanal mit nur drei Wasserhaltungen aus. Damit können
teure und unterhaltungsintensive Schleusen, die auch Zeitverluste für die Schifffahrt bedeuten, vermieden werden.
Beim Abzweig Bergeshövede liegt der Wasserspiegel auf einer Höhe von NN +50,30 m. Ganze 174 km
bis zur Hindenburgschleuse in Anderten bleibt der Wasserspiegel auf dieser Höhe konstant. Bei Minden muss dabei das Wesertal mit einer
Dammstrecke und zwei parallelen Kanalbrücken überwunden werden. Bei Anderten steigt der Wasserspiegel
dann auf die 63 km lange sogenannte Scheitelhaltung (Höhe NN +65 m), die bis zur Schleuse Sülfeld bei
Wolfsburg führt. Dort beginnt die Osthaltung mit einem Wasserspiegel bei NN +56 m, welcher bis
zum Ende des Kanals an der Doppelsparschleuse Hohenwarthe gehalten wird. Der dort beginnende Elbe-Havel-Kanal
hat einen Wasserspiegel in Höhe von NN +37,45 m.
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Auch die Brücke der B71 in Vahldorf muss einem breiteren Kanal weichen, lange wird die Brücke nicht mehr stehen.
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Durch Schleusenbetrieb, Verdunstung und Versickerung verschwindet ständig Wasser aus dem
Kanal. Nahezu der gesamte Wasserverlust wird daher bei Minden durch ein Pumpwerk aus der Weser ausgeglichen. Damit
dies wiederum nicht negative Folgen für die Weser nach sich zieht, wurden im Rahmen des Kanalbaus 1914 die
Edertalsperre (202 Mio. m³ Stauraum) und 1923 die Diemeltalsperre (20 Mio. m³) fertiggestellt.
Bereits 1906 wurde mit dem Bau des Mittellandkanals am Dortmund-Ems-Kanal begonnen. Am
15. Februar 1915 konnte der Verkehr zwischen Bergeshövede und Minden aufgenommen werden, damals wurde der
Kanal daher noch als Ems-Weser-Kanal bezeichnet. Nur ein Jahr später wurde die Verlängerung nach Hannover
fertiggestellt. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges wurden die Arbeiten 1926 ostwärts vorangetrieben. 1928 wurde
die Hindenburgschleuse in Anderten mit Stichkanal nach Hildesheim freigegeben. Bis 1929 erreichte man auch Peine,
und bis 1933 auch den Hafen von Braunschweig über den Mittellandkanal. Bis zum Jahre 1938 wurde dann das
letzte Teilstück bis nach Magdeburg mit Fertigstellung der Schleuse Sülfeld und dem Schiffshebewerk Rothensee
freigegeben. Der bereits 1934 gestartete Weiterbau mittels einer Kanalbrücke über die Elbe musste
1942 kriegsbedingt eingestellt werden. Aufgrund der politschen Teilungs Deutschlands zeugten 50 Jahre lang nur
Bauruinen von den letzten Metern des Mittellandkanals. 1998 wurde der Bau der Kanalbrücke über die
Elbe ein zweites Mal begonnen und dieses Mal nach fünf Jahren Bauzeit auch vollendet.
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